Mit der Schlusssirene zur Meisterschaft ?

Es hätte nicht dramatischer, spannender und stimmungsvoller sein können: Mit einem unglaublichen Treffer in allerletzter Sekunde holen sich die FIBALON Baskets Neumarkt den 73:71-Sieg im Meisterschaftsendspiel beim TV Augsburg und sind bei noch vier ausstehenden Partien nur noch theoretisch vom Thron der Bayernliga zu verdrängen. Das wird aber nicht passieren, nicht nach dieser Leistung in einer epischen Schlacht.

Das Duell des ungeschlagenen Spitzenreiters aus der Oberpfalz gegen den Zweitplatzierten aus Schwaben hielt alles, was es aufgrund der Konstellation und der Klasse der beiden Teams versprochen hatte. Über 40 Minuten erlebten die fast 200 Zuschauer, die sich in die kleine TVA-Halle teils dicht an der Seitenlinie drängten, ein Match auf Augenhöhe, das schnell, intensiv, umkämpft und eben hochdramatisch verlief. Das alles bei einer zeitweise ohrenbetäubenden Geräuschkulisse, da die Augsburger Anfeuerer sich mit Vuvuzelas ausgestattet hatten. Neumarkt kam mit einem Fanbus und hatte ebenfalls Tröten, Trommeln und Ratschen dabei.

Ab dem Sprungball war es laut, ab dem Sprungball hatte dieses Match ein besonders Ende verdient. 40 Minuten zittern und bibbern mit den Teams, die zwar auf hohem Niveau keinesfalls fehlerfrei spielten, aber taktisch und vom Einsatz alles gaben. Die Führung wanderte hin und her. 23:20 für Neumarkt nach dem ersten Viertel, 37:34 für Augsburg zur Halbzeit, 49:48 wiederum für Neumarkt vor dem Schlussabschnitt. Zu diesem Zeitpunkt hatte die Partie bereits ein besondere Wendung erhalten: Baskets-Topscorer Maxi Richter (gut 20 Punkte im Schnitt) verletzte sich am Sprunggelenk, konnte nicht mehr weitermachen – doch seine Kollegen fingen seinen schmerzlichen Ausfall gut auf.

So ging es in die Schlusssekunden, die beim Stand von 69:69 ihre spezielle Dramatik auch durch das Hinspiel erhalten sollten: Das hatte Neumarkt mit drei Punkten Vorsprung gewonnen. Diesen Vorteil im direkten Vergleich mussten die Augsburger, die bei einem Erfolg punktgleich in der Tabelle gewesen wären, im Hinterkopf haben. Als der beste TVA-Punktesammler Jonas Zink beim Drei-Punkt-Wurf gefoult wird, muss er alle drei Freiwürfe treffen, um diesen Nachteil auszugleichen. Er vergibt aber den zweiten Versuch, sodass er danach absichtlich an den Ring verwirft, um in Ballbesitz zu gelangen mit der Chance auf einen regulären Treffer. Doch Neumarkt sichert sich den Abpraller. Augsburg foult, um die Uhr anzuhalten. Baskets-Aufbauspieler Nico Dilukila versenkt, während man in der extrem lauten Halle sein eigenes Wort nicht mehr verstehen kann, souverän beide Würfe von der Linie. 71:70 für Neumarkt. Im Gegenzug stürmt Zink mit Macht zum Korb und geht nach einem Foul mit 2,2 Sekunden auf der Uhr wieder an die Linie. Er trifft den ersten Wurf (71:71), verwirft den zweiten erneut mit Absicht, um das Spiel möglichst in die Verlängerung (mit mehr Zeit, um den direkten Vergleich aufzuholen) zu senden. Doch dieses Mal berührt sein Ball nicht den Ring, das heißt automatischer Ballbesitz für Neumarkt. Und eben nur noch 2,2 Sekunden zu spielen.

Nun nimmt der Wahnsinn seinen vollen Lauf: Die Baskets bringen den Ball bei Tim Handt fast an der Freiwurflinie an. Der Längste im Team steigt, umringt von drei Augsburgern, sofort hoch und wirft im nach hinten fallen. Mit der Schlusssirene rauscht sein Wurf durch den Ring und gibt Neumarkt den Sieg, die fast sichere Meisterschaft und den unbeschreiblichen Jubel. Die Emotionen entladen sich auf einen Schlag. Die Bankspieler und auch die Neumarker Fans stürmen aufs Feld und zu Matchwinner Tim Handt, den sie in einer tanzenden und hüpfenden Jubeltraube minutenlang umringen. Dieser 18. Saisonerfolg ist einer der emotionalsten, wichtigsten und schönsten in der Geschichte des Neumarkter Basketballs. Und er war der Auftakt zu einer durchfeierten Nacht.